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De Jul`s Filmecke – Oscar - Countdown


Joy – David O. Russel
- Nominiert in der Kategorie “Beste Hauptdarstellerin- 



Ich frage mich ernsthaft, was David O. Russel dazu inspiriert hat, einen Film über Entstehung einer Wischmop- Millionärin zu drehen? Er hat doch wohl nicht etwa heimliche Putzfrauen- Phantansien mit seiner derzeit liebsten weiblichen Schauspielerin? Deren Gesicht hätte ich im Übrigen zu gerne gesehen, als Russel ihr seine neuste Idee offenbarte..
.. aber ich schweife ab.


In "Joy" (im Deutschen -wie so oft mit einem - überaus unnötigen- Zusatz "Alles außer gewöhnlich" versehen) geht es um die Geschichte der in der realen Welt tatsächlich existenten Teleshopping- Queen Joy Mangano. Damit dieses doch etwas ungewöhnliche Projekt - mal ganz ehrlich, den DiCaprio in einem ausgeweidetem Pferd schlafen zu lassen erfordert weniger Kreativität- gelingt, greift Russel auf sein altbewährtes Lawrence- De Niro- Cooper - Trio zurück. Diese drei bereichern die kurzweilige Tragigkomödie zwar wie erwartet, doch ebenso tragen einige skurille Nebencharaktere dazu bei, über die zwischenzeitlichen Schwächen der Story hinwegzutäuschen.
Joy kann sich nicht über Langeweile in ihrem Leben beschweren. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter Terry (Virginia Madsen) und Großmutter Mimi (Diane Ladd), sowie ihren beiden Kindern in einem Haus einer amerikanischen Kleinstadt. Klingt so erstmal nicht ungewöhnlich, gäbe es da nicht noch den im Keller lebenden geschiedenen Ehemann Tony (Edgar Ramirez) und den durch seine aktuelle Freundin "zurückgegebenen" Vater Rudy (Robert De Niro).
Joy`s Mutter ist die Realität zuwider und sie flüchtet sich dauerhaft in eine -übrigens wundervoll übertrieben dargestellte- Seifenopfer a la GZSZ. Joy selbst versucht sich mit mehreren Jobs über Wasser zu halten und denkt sehnsüchtig stets an ihren schon in der Kindheit vorhandenen Erfindergeist zurück.
Eines Tages -ausgelöst durch einen typischen Haushaltsunfall- kommt ihr die Idee auf den perfekten selbstauswringenden Wischmop, der später den Namen "Miracle Mop" tragen wird. 


 
Die Idee ist also da, aber wie kann die Umsetzung erfolgen? Glücklicherweise ist Papa Rudys neue Liebe die wohlhabende Witwe Trudi und bald finden sich Joy und ihr Mop (der inzwischen zum "Familiengeschäft" geworden ist) im Studio des QVC- Senders wieder. Dass ab da an dennoch nicht alles glatt läuft, ist für den Zuschauer schon vorher offensichtlich.
Schon innerhalb des in den ersten Minuten des knapp zweistündigen Filmes genutzen Zitates wird klar, dass im Mittelpunkt die Geschichte eine unabhänigen Frau steht. Denn als die damals noch jüngere Joy gegenüber ihrer offensichtlich deutlich “normaleren” Halbschwester Peggy (Elisabeth Rohm) folgenden Satz äußert:
“Ich brauch keinen Prinzen, das ist eine besondere Macht!”
wird einem klar, dass es defintiv keine klassische Liebesgeschichte geben wird.
Weit über die Hälfte hinaus überzeugt der Film vor allem durch nicht künstlichen und realistischen Humor – der vor allem auf Kosten der mühselig eingeführten Nebencharaktere geht und gleichzeitig deswegen aufgeht.
Diese Charaktere werden zum Finale hin leider abrupt vernachlässigt, obwohl die Geschichte von Joys Eltern auch durchaus interessant hätte werden können. Allgemein betrachtet hinterlassen die Nebencharaktere einen Eindruck, sei es durch die so von Neid zerfressene Halbschwester Peggy oder durch den durchgehend sympathisch und liebevoll wirkenden Ex- Ehemann Tony.


 
 
Der Fels in der Brandung – hier im speziellen in Form einer zwischenzeitlich fast ermüdenden Story- ist dennoch Jennifer Lawrence. Zwar wirkt sie eigentlich deutlich zu jung für ihr Rolle, dennoch besticht sie erneut durch ihre Natürlichkeit. So schafft sie es, dass man automatisch bei den “Pürfungen ihres Lebens” mitfiebert und ihre -nicht übertrieben wirkende- Entwicklung von einer “normalen” Lebenskünstlerin zur knallharten Geschäftsfrau verfolgt. Unvergessen bleibt für mich hier ihre “Ode an den Mop”.
Im Hintergrund ist dabei meist eine dezenten und im nächsten Augenblick mitreißende Musikinszenzierung zu hören, die sich an einigen Klassikern bedient.
Auffällig bei der Kameraführung ist, dass diese oft auf den Gesichtern der von der momentanen Situationen nicht direkt betroffenen Personen verweilt und somit deren Reaktionen auf diese zeigt. Des Weiteren wirken alle Filmsequenzen, die den Fernsehsender betreffen, im Allgemeinen übertrieben künstlich dargestellt – sei es durch die Farbgebungen oder die Charaktere (allen voran Bradley Cooper, der den Geschäftsmann Neil Walker verkörpert).
Insgesamt betrachtet wurde aus diesem Film, dessen Grundidee vielleicht zunächst wenig Potential verspricht, trotz zwischenzeitlicher Brillanz, dennoch nicht das Optimum heraus geholt.
Und die Frage bleibt: warum zum Kuckuck fällt mir keine bahnbrechende Erfindung ein, wenn mir mal wieder der inzwischen dritte Joghurt beim Einräumen des Kühlschrankens runter fällt?
 

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